Sechs Kilometer nördlich von Lüneburg, im heutigen Stadtgebiet von Bardowick, steht der St. Nikolaihof. Es handelt sich hierbei um ein ehemaliges Lepra-Hospital mit mehreren Häusern und einer kleinen Kapelle aus dem frühen 13. Jahrhundert (evtl. früher). Leprahäuser wurden außerhalb der Städte eingerichtet um die Stadtbewohner vor Ansteckung zu schützen. Die älteste urkundliche Erwähnung des "Hauses der armen Kranken" stammt aus dem Jahr 1251. 40 Männer und Frauen fanden hier in getrennten Häusern Unterkunft, und ebenso viele arbeiteten hier. Das Leben ähnelte dem eines Klosters und war strengen Regeln unterworfen
Das Hospital unterstand zwar in allen Bereichen dem Bischof von Verden, wurde aber inoffiziell von der Stadt Lüneburg verwaltet. Ab 1293 ging die komplette Organisation des Betriebes offiziell an den Rat der Stadt Lüneburg über. Der Rat benannte den Pfarrer für die Seelen und den Vermögensverwalter aus den eigenen Reihen für den beträchtlichen Grundbesitz.
Hinrik Lange war von 1410 bis 1466 Verwalter und führte ein detailliertes Rechnungsbuch. Daraus kann man ersehen, dass der Nikolaihof Einnahmen hatte aus Anteilen an Lüneburger Salzpfannen, Immobilien, der Badestube, Fischbänken, Almosenständen, der Pacht des Bardowicker Schleusenmeisters und aus dem Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten. So konnte während dieser Zeit die gesamte Anlage renoviert werden.
Die erhaltene Bausubstanz reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Das 1316 errichtete alte Männerhaus ist heute noch erhalten und wurde 2013 restauriert. Nach Fertigstellung ist hier die Stadtbücherei Bardowick eingezogen.
Zu der Anlage gehören acht weitere Gebäude, die in der Zeit vom 16. bis ins 18. Jahrhunderts errichtet wurden.
Als im 16. Jahrhundert die Lepra zurück ging, wurde das Hospital zunehmend von gesunden alten Menschen bewohnt. Im Laufe der Zeit wurde der Nikolaihof zum Stift umgewandelt in das man sich einkaufen konnte. Die Stiftung besteht noch heute und wird nach wie vor vom Lüneburger Rat verwaltet.
Die heutige Kirche wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet. 1445 wurde der Kirche eine Sakristei mit einer darüber liegenden Orgelempore hinzugefügt. Eine ausrangierte Orgel aus der Lüneburger Johanniskirche fand darin Platz.
Von 2011 bis 2013 wurde die Kapelle von Grund auf saniert, denn das Dach und die Statik der Außenmauern waren in einem desolaten Zustand. Am 1.12.2013 wurde sie mit einem feierlichen Gottesdienst bei Anwesenheit des Oberbürgermeisters wiedereröffnet.