"Kalandae" kommt aus dem lateinischen und ist die Bezeichnung für den ersten Tag eines Monats. Die 1274 gegründete Bruderschaft versammelte sich an jedem ersten Tag und leitete ihren Namen daraus ab: "Bruderschaft der Kalander des heiligen Geistes und der Jungfrau Maria an der St. Johannis-Kirche". Sie wurden zu einer der bedeutendsten Vereinigungen Lüneburgs. Ihre Mitgliederschaft bestand aus Herzögen, Erzbischöfen, Äbten, und wohlhabenden Bürgern der Stadt. Man traf sich zu gemeinsamen Andachten und praktizierte christliche Nächstenliebe, kümmerte sich um Bedürftige und sorgte für Beerdigungen, Seelenmessen, kirchliche Feierlichkeiten, aber auch für fröhliche Feste. Die Bruderschaft konnte in kurzer Zeit ein großes Vermögen (durch Schenkungen und Stiftungen) ansammeln, welches unter Anderem für wohltätige Zwecke eingesetzt wurde.
1491 bauten die Kalander ein großes Versammlungshaus auf den Mauern eines älteren Hauses - das Kalandhaus. Aus dieser Zeit stammen die noch heute erhaltenen drei goldenen Skulpturen in den Mauernischen über dem Eingang: Christus mit dem Kreuzesstab, die Jungfrau Maria auf der Mondsichel und Gottvater als Weltenherrscher mit Krone und Reichsapfel.
Ab 1933 zog hier der „Verband der sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands ein, danach die Hitlerjugend.
Während der Naziherrschaft war das Kalandhaus eine Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme - das Außenlager Nummer 22. Im Keller befand sich ein Gefängnis für bis zu 155 Häftlinge.
Im Zuge der Reformation wurde die Versammlung 1532 aufgelöst und der Stadtrat brachte das Vermögen an sich. Das Kalandhaus wurde dem damaligen Johanneum (heute: Oberschule am Wasserturm) angegliedert und diente lange als Wohnhaus für den Direktor der Schule. 1886 wurde das Gebäude restauriert, der große Versammlungsraum wurde als Turnhalle umfunktioniert. Einige Räume im Erdgeschoss wurden als Klassenzimmer genutzt.
Heute gehört das Gebäude wieder zur benachbarten Schule. Der große Versammlungsraum wird gelegentlich vom Theater genutzt.