Die ehemalige Ratskapelle zum Kleinen Heiligen Geist und das dazu gehörige Hospital stand nordöstlich des damaligen Rathausgebäudes. Sie wurde etwa um 1290, möglicherweise noch früher, als eines der ersten Backsteingebäude Lüneburgs errichtet. Anfang des 14. Jahrhunderts, als das Hospital dem Gewandhaus weichen musste, wurde die kleine Kapelle erheblich vergrößert und zur Ratskapelle aufgewertet. Im Rahmen der Reformation wurde diese entweiht und 1702 abgebrochen. Reste der Ziegelmauern wurden im Nachfolgebau nachgewiesen.
An dieser Stelle errichtete man bis 1706 ein Verwaltungsgebäude. Allerdings musste man bei der Ausstattung kurzfristig umdisponieren, denn der welfische Kurfürst von Hannover, Georg Ludwig 1., hatte seinen Besuch auf der Durchreise nach Großbritannien, wo er später zum König gekrönt wurde, angekündigt. Da der edle Fürstensaal zu dieser Zeit wegen Renovierungsarbeiten und Umbau der Marktfassade nicht zur Verfügung stand, musste ein anderer standesgemäßer Raum geschaffen werden, in dem der angehende König seine Huldigung entgegen nehmen konnte. Also baute man in aller Eile das Obergeschoss des neuen Gebäudes entsprechend aus.
Es entstand der Huldigungssaal, der heute noch unverändert erhalten ist. Seine Wände sind dekoriert mit riesigen Fantasiemalereien, ein ovales Deckengemälde zeigt den Siegeszug, der sich, wo immer man steht, vermeintlich auf einen zu kommt. Gegenüber der Fensterfront hängt ein großes Abbild des Kurfürsten hoch zu Ross. Diese Huldigung blieb die einzige, denn King Georg 1. ist nie wieder in Lüneburg gewesen.
In der Folgezeit tagte hier der Rat und bis heute ist das so. Man sagt, hier werden nach wie vor alle wichtigen Entscheidungen getroffen. Auch kann man den Saal für eine große Hochzeitsgesellschaft oder andere seriöse Veranstaltungen mieten - dann weicht der Rat bei Bedarf in einen anderen Raum aus.
Hinter dem Huldigungssaal liegt ein weiterer Raum - der Traubensaal. Der Traubensaal ist viel weniger spektakulär, denn er hat heutzutage nur noch schlichte weiße Wände und eine neuzeitliche zweckmäßige Einrichtung. Nur gegenüber der Fensterfront hängen einige kostbare Gemälde aus der ehemaligen St. Marienkirche.
Hier fanden im 19. Jahrhundert die gemeinsamen Sitzungen des Magistrats und des Bürgervorsteher-Kollegiums statt. Auch in unserer Zeit treffen sich hier Ratsmitglieder diverser Ausschüsse mit der Öffentlichkeit. Von Zeit zu Zeit finden hier kleinere Kunstausstellungen statt wie z.B. 2001 Bilder von Arthur Illies, einem Wahl-Lüneburger aus dem 19./20. Jahrhundert. Auch diesen Raum kann man für eine Veranstaltung mieten.
Zwischen diesen beiden Sälen befindet sich ein kleiner Raum mit einem Ausgang zu einer Treppe, die sowohl zum Ausgang führt als auch in den Weinkeller. Wahrscheinlich haben hier früher die Bediensteten die jeweils anstehende Veranstaltung vorbereitet. Heutzutage nutzt man den Raum als Garderobe.
Im Erdgeschoss befindet sich das Rechtsamt der Hansestadt Lüneburg. Es ist zuständig für alle Rechtsangelegenheiten der Stadt und ihrer Mitarbeiter, führt Schöffenwahlen durch, betreut die Schiedsämter und hat die Aufsicht über das Standesamt.