Wer von Osten kommend, vorbei an der Kirche St. Johannis, den eindrucksvollen Platz am Sande besucht, dessen Blick fällt alsbald auf das gegenüber liegende Gebäude der Industrie- und Handelskammer. Als beliebtes Fotomotiv für Touristen ist es ein Erkennungszeichen von Lüneburg geworden.
Nicht wie in der Lüneburger Innenstadt üblich in Ziegelrot sondern in schwarz glasiertem Backstein mit weißen Fugen erhebt sich der imposante Doppelbau mit seinen Staffelgiebeln am oberen Rand des Sandes. Über dem Portal befindet sich eine Terrakottatafel mit Datierung. Zahlreiche bunt glasierte Terrakotten in runden Taustein-Rahmen zieren die Fassade zum Sande. Sie stammen aus einer Lüneburger Töpferei und zeigen Portraits und Szenen aus der Simson-Geschichte. 1863 und 2006 wurden sie vollständig restauriert. Wer hier wohnte, hatte einen vorzüglichen Blick über den kompletten Platz mit all seinem bunten Treiben.
1548 ließ Hermann Kloppenburg das Haupthaus für sich als Wohnhaus bauen, und wie es damals üblich war kam ein zweites, etwas kleineres Altenwohnhaus als soziale Einrichtung dazu. Kloppenburgs Testament von 1581 bezüglich des Hauses ist noch erhalten. Außer als Wohnhaus wurde der hintere Teil des Gebäudes (Seiteneingang) als Innungs-Herberge für die Maurer, Drechsler und Korbmacher genutzt.
1631 erwarb der Krämer Carl August Meyer das Anwesen und betrieb den Herbergsbetrieb weiter. In seiner über 450 jährigen Existenz hat das Gebäude dann verschiedenste Funktionen erfüllt. Es diente als Staatsbank, als Brauhaus, als Lagerhaus, als Einzelhandelsgeschäft und als Schankwirtschaft. 1865 eröffnete hier ein Gasthaus welches "Zum Schütting" genannt wurde (nicht mit dem eigentlichen Schütting zu verwechseln).
Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg das Haus und richtete darin ihren Hauptsitz ein. Gelegentlich finden hier auch Veranstaltungen oder Ausstellungen statt.
Der Ostgiebel und die Fassade zur Grapengießerstraße wurden in den Jahren 2003/2004 aufwendig saniert, 2010 folgte eine Sanierung des Westgiebels. 2011 bekam das Haus ein neues Dach und einige Umbauten im Innern.