Alte, sehr alte und uralte Häuser in Lüneburg  Teil 2


Lünertorstraße 3
Lünertorstraße 3

Dieses Haus wurde 1579 als Wohnhaus eines Lüneburger Braumeisters im Wasserviertel errichtet. Es hatte ursprünglich drei Stockwerke und einen Treppengiebel. In der guten Stube waren die Wände mit Ornamenten und stilisierten Blumen bemalt.  Das Haus wechselte mehrfach seinen Besitzer; jeder neue Eigentümer hat es durch bauliche Veränderungen seinen Bedürfnissen angepasst. 1874 wurde sogar eine vierte Etage aufgestockt. Die aktuellen Besitzer ließen das Gebäude 2010 grundlegend sanieren. Dabei konnten viele Spuren der Vergangenheit erhalten werden. So kann man noch Reste der Malerei im Salon des jetzigen Hotels sehen. Aber auch  Mauern, Balken und Bespannungen aus vergangenen Zeiten sind noch vorhanden.

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Am Sande 25
Am Sande 25

Dieser Gebäudekomplex stammt aus dem Jahre 1438 und besteht aus zwei Häusern. Das Vorderhaus am Sande (ursprünglich mit gotischen Treppengiebeln) bestand aus einer großen Halle mit Feuerstelle, dahinter angebaut ein Wohnhaus. Bis ins 19. Jahrhundert wurde hier Bier gebraut; 1864 entfernte man die Braupfanne. 1878 wurde das vordere Hallenhaus abgebrochen. Das heutige Stadthaus, mit seinem für den Sande untypischen, schlichten Aussehen, entstand. 1880 eröffnete hier das Hotel "Union". Bis heute wechselten mehrmals der Besitzer und er Name des Hotels. Zur Zeit ist es das "Stadthaus".

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Salzstrasse 26
Salzstrasse 26

Dieses große verwinkelte Haus mit mehreren Nebengebäuden war von 1553 bis 1880 als Brauhaus erwähnt. Das Haupthaus stammt aus dem Jahre 1643.   In der Mitte des 18. Jahrhunderts richtete ein Feuer großen Schaden an, der aber nach mehreren Jahren repariert wurde. Ende des 19. Jahrhunderts nutzte man es als Lagerhaus, später als Herberge für Handwerker. 1987 übernahm das Ostpreußische Jagdmuseum vorübergehend die Räume. Danach stellte hier das Naturmuseum Exponate aus den heimischen Lebensräumen aus.

2010 verkaufte die Stadt Lüneburg den Komplex an Privatpersonen, die daraus ein Wohnhaus machen. So soll die Fassade und das Fachwerk saniert, die modernen Dachfenster durch Gauben ersetzt und Schaufenster zurückgebaut werden. Auch im Inneren muß die historische Bausubstanz nach Möglichkeit erhalten bleiben. Besonders der mächtige "Hausbaum", der im Zentrum des Hauses steht und die ganze Konstruktion stützt, soll erhalten bleiben.

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Wandfärberstraße 7
Wandfärberstraße 7

Dieses prächtige Fachwerkhaus entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Sandviertel. Ab etwa 1894 befand sich darin das Gast- und Logierhaus 'Zum weißen Schwan'. 1974 brach in der Gastwirtschaft ein verheerendes Feuer aus und zerstörte das gesamte Innere. Aus unerfindlichen Gründen blieb die Fassade überwiegend erhalten, obwohl in ihr sehr viel Holz verarbeitet wurde. Der Komplettabriss der Brandruine wurde über mehrere Jahre immer wieder verschoben, bis man sich entschied, das Gebäude doch zu erhalten und die Innenräume neu zu gestalten. Die oberen Stockwerke dienen heute als Wohnungen, im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant.

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Obere Ohlingerstraße 43b
Obere Ohlingerstraße 43b

Dieses besonders reich verzierte Haus aus dem Jahre 1593 gehört zu einem Gebäudekomplex, dessen erstes Haus 1476 erbaut wurde und über 400 Jahre ein Brauhaus war. Brauen war ein einträgliches Geschäft, und so konnten die Besitzer 1562 und 1593 weitere Flügelbauten anbauen.  Im ersten Obergeschoß befindet sich ein repräsentativer Festsaal, wie es sich für wohlhabende Bürger "gehörte". Bei der Restaurierung der Wände und der Holzbalkendecke 2008 fand man unter der bekannten Bemalung mit Tugendallegorien aus 1615 eine ältere Version mit Narrendarstellungen.   Das zweite OG diente ursprünglich als Speicher mit Rundbogenluken und Ladetür, Fachwerk mit Zierausfachung und reichen Schnitzereien.

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Große Bäckerstraße 1
Große Bäckerstraße 1

Ende des 18. Jahrhunderts errichtete die jüdische Familie Jacobson anstelle eines Vorgängerbaus dieses Haus. Sie betrieben hier das ehemalige Kaufhaus "Gubi" (Gut und Billig). Die günstige Lage direkt am Marktplatz bescherte ihnen ein gut florierendes Geschäft.  Während der nationalsozialistischen Zeit wurden die Jacobsons verschleppt. Ihr Kaufhaus wurde unter der Leitung der Deutschen Bank "arisiert". Die noch vorhandenen Waren und das gesamte Inventar wurde öffentlich für wenig Geld versteigert. Geschäftsleute aus der näheren Umgebung hatten keinerlei Skrupel von dieser Raubversteigerung zu profitieren.  Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs richteten die britischen Besatzer in dem Gebäude ein Soldatencafé ein.  Seit dem die Besatzer abgezogen waren, wurde das Haus wieder vom Einzelhandel genutzt, zur Zeit von einer Bekleidungsfirma.

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Schießgrabenstraße 8-9
Schießgrabenstraße 8-9

Lüneburg war während der Nazizeit die Hauptstadt des NSDAP-Gaues Osthannover. Dieses Haus wurde beschlagnahmt und als Residenz des Gauleiters genutzt.

Vor dem Haus, unter der heute vierspurigen Straße, wurde 1944 ein unterirdischer Bunker gebaut. Mit seinen 130 m² Fläche und einer mehr als anderthalb Meter dicken Stahlbetondecke diente er als Gaubefehlsstand und Luftwarnzentrale für  den norddeutschen Raum. Außerdem fand der Gauleiter hier Schutz bei Bombenangriffen. Die angeordnete Sprengung kurz vor der Kapitulation wurde von einem Lüneburger verhindert. An der gegenüber liegenden Straßenseite befindet sich noch der inzwischen vermauerte Eingang.

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Bardowicker Straße 25
Bardowicker Straße 25

Kam man durch das Bardowicker Tor in die Stadt, fand man seit der Renaissance als erstes Gebäude rechts, nur durch eine schmale Gasse von der Stadtmauer getrennt, ein prächtiges Großbürgerhaus. Beim Betreten der großen, über zwei Geschosse reichenden Diele mit einer schönen Wendeltreppe war der Besucher gleich über den Wohlstand des Besitzers im Bilde. Ursprünglich befand sich vor dem Haus ein damals üblicher Beischlag, der aber der Mode entsprechend durch eine Utlucht ersetzt wurde.  Als das Haus zum Verkauf angeboten wurde, griff ein Wagenschmiedemeister zu. In der Hoffnung auf gute Geschäfte an der viel befahrenen Straße richtete er hier eine Schmiedewerkstadt ein. Die Geschäfte gingen ausgezeichnet, selbst als sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein zweiter Schmied niederließ.   Heute befindet sich in dem Haus ein Restaurant dessen Name an die alten Zeiten erinnert.

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Neue Sülze 35
Neue Sülze 35

Dieses geräumige, an der Straßenfront mit Backstein verkleidetes Fachwerkhaus gehörte einst der Patrizierfamilie von Dassel bis es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Besitz zweier Lehrerinnen über ging, die darin einen Kindergarten betrieben. Die Eingangstür stammt aus einem abgebrochenen Haus in der Egerstorffstraße.  Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben hier verschiedene städtische Ämter Einzug gehalten, zur Zeit die Bauverwaltung.

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Rosenstraße 10
Rosenstraße 10

Im Scharfrichterhaus wohnte über mehrere Generationen die Familie des Scharfrichters Rose. Im Haus befanden sich auch Räumlichkeiten zur Gefangenenhaltung und eine Kammer für die Tortur. Das Amt des Scharfrichters unterlag der männlichen Erbfolge. Bezahlt wurde der Henker nach erledigten Aufträgen. Um seine Familie ernähren zu können, mußte er außer den sogenannten Halsstrafen (Enthaupten oder Erhängen) auch niedere Strafen vollziehen, zum Beispiel Auspeitschen.

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Koltmannstraße 4, vorher-nachher
Koltmannstraße 4, vorher-nachher

Schießgrabenstraße 7
Schießgrabenstraße 7

Die Schießgrabenstraße war eine sehr beliebte, weil ruhige und gediegene Straße hinter dem Schifferwall, in der sich wohlhabende Familien, bevorzugt  Ärzte ansiedelten. 1881 entstand das Haus Nr. 7. Darin praktizierte ein Frauenarzt, der hier auch das städtische Entbindungsheim leitete. Nachdem das Entbindungsheim ins städtische Klinikum umgesiedelt war, zog in den 1970er Jahren hier das Katasteramt ein. Mit der Ruhe ist es lange vorbei, denn die Schießgrabenstraße ist eine der meist befahrenen Straßen Lüneburgs. Jetzt  befindet sich hier eine Arztpraxis und ein Ingenieurbüro.

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Lünertorstraße 5
Lünertorstraße 5

Auf dem Weg vom Bahnhof ins Wasserviertel führt der Weg zwischen zwei großen Villen hindurch. Die Linke ist die Reichenbach Villa. Johannes Reichenbach war der Besitzer einer großen Faßfabrik, Senator und Ehrenbürger der Stadt Lüneburg. Er hat unter Anderem den Reichenbachbrunnen gestiftet, der einst vor der Industrie- und Handelskammer und jetzt an der Reichenbachkreuzung steht. Die Villa ließ er gegen Ende des 19. Jahrhunderts bauen. Als Logo seines Unternehmens befindet sich ein Faß an der Hauswand.  Lange Zeit war hier die Konditorei und das Café Scholze, weshalb die große Kreuzung auch Scholze-Kreuzung genannt wird.

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Rote Straße 10
Rote Straße 10

Dieses Gebäude, eine edle Schöpfung des Jugendstils, wurde 1909 als Nebenstelle der deutschen Reichsbank mit Hauptsitz in Berlin erbaut. Nach dem Ende des deutschen Reichs 1945 wurden die Reichsbank zwar offiziell aufgelöst, die Geschäfte jedoch durch die neue Bank deutscher Länder weiter geführt.  1958 entstand hier die erste niedersächsische Landeszentralbank. Diese ist inzwischen umgezogen.  Heute bieten hier unter Anderem eine Ergotherapeutin, ein Zahnarzt und ein Rechtsanwalt ihre Dienste an.

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Salzstraße am Wasser 1
Salzstraße am Wasser 1

Direkt am alten Hafen, zwischen Stintmarkt und Viskulenhof, steht Lüneburgs älteste Kneipe. 1567 wurde die Hafenschänke errichtet, das Bier braute man im hauseigenen Brauhaus. Durch die günstige Lage inmitten reger Betriebsamkeit existiert hier seit 16 Generationen eine Kneipe.  Heutzutage wird hier zwar Bier ausgeschänkt aber keins mehr gebraut, stattdessen gibt es lecker Essen und viel Kultur.

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Am Sande 54
Am Sande 54

Die 1724 gegründete Ratsnebenapotheke wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert von dem Apotheker Dr. phil. August Dempwolff übernommen. 1800 entstand dieses stolze Patrizierhaus aus der Renaissance; die alte Apotheke fand hier neue Räume und wurde später "Einhornapotheke" genannt. So heißt sie auch heute noch.

 

 

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Grapengießer Straße 45
Grapengießer Straße 45

Wenn man aus der Kuhstraße in die Grapengießerstraße kommt, fällt der Blick auf einen großen. sehr alten Gebäudekomplex, der das Eckhaus, die Eisdiele daneben und die Gebäude dahinter bis zur Heiligengeiststraße umfasst. Einst befand sich anstelle der Eisdiele eine Durchfahrt zum Hof und rückseitig zur Heiligengeiststraße. Die Geschichte des Hauses lässt sich zurückverfolgen bis ins Jahr 1305. Möglicherweise ist es noch älter. Über die Jahrhunderte residierten hier wohlhabende Familien des Adels und der Politik. Bekannte Namen wie van der Malen, Töbing, von Dassel, Garlop und Witzendorff stehen auf der Eigentümerliste. Immer wieder wurde das Anwesen baulich den Bedürfnissen der jeweiligen Besitzer angepasst. Die Bogengalerie unter dem Dach erinnert den Betrachter an venezianische Baukunst. Hier finden sich auch kirchliche Motive. Bei den Restaurierungsarbeiten der letzten Jahre wurden Balkenköpfe gefunden, die auf einen Eck-Erker schließen lassen. Ein schöner Innenhof ist noch heute vorhanden und wird von der Eisdiele genutzt.  

Nachteilig an diesem exklusiven Wohnort war ein Abwasser-Rinnsal - die "Faule Aue" -  durch die Enge Straße.

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Waagestraße 1b
Waagestraße 1b

Gebaut wurde mit Gipsstein aus dem Kalkberg, der eigentlich ein Gipsberg ist. Die Bauwirtschaft boomte und die Ziegelbrennereien hatten Mühe, genügend Ziegel zu produzieren. Um der Nachfrage schneller nachzukommen, wurden die Ziegel mit höherer Temperatur gebrannt - das sparte Zeit. Leider wurden dadurch die Ziegel tot gebrannt, was zur Folge hatte, daß sie im Laufe der Zeit Feuchtigkeit aufnahmen und sich ausdehnten. Das Gewicht der oberen Etagen begünstigte dann noch die Ausbeulung.  Es gibt in Lüneburg mehrere solcher ausgebeulten Häuser, das bekannteste steht in der Waagestraße und wird "das schwangere Haus"genannt. Es wurde 1466 erstmals urkundlich erwähnt. Eigentümer waren bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts verschiedene Sülfmeister. Danach wohnten hier wohlhabende Adelsfamilien bis 1868 die Familie der heutigen Besitzer das Anwesen erwarb. Von 2006 bis 2011 wurde das Gebäude mit viel Herz aufwändig saniert.

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Am Berge 37
Am Berge 37

Dieser Gebäudekomplex gehörte lange zum Stiftungsvermögen der "Jungfrauen vom blauen Convent". Außer dem Renaissance-Haus mit Walmdach an der Straße gibt es noch zwei große Gebäude dahinter.

1407 verkauften die Conventdamen das Anwesen an den Bürger H. von Stelle. In den folgenden 300 Jahren wurde das Gebäude mehrfach an angesehene Lüneburger Familien (Bürgermeister, Ratsherren, Sülfmeister) verkauft, vererbt oder verschenkt, darunter Mutzeltin und Töbing. Sie alle gestalteten das Haus nach ihren Bedürfnissen um. Das heutige Portal stammt aus dem Jahr 1568, die noch begehbare gemauerte Spindeltreppe vom EG bis ins Dachgeschoss stammt ebenfalls aus dieser Zeit.  

Etwa um 1900 übernahm der Möbelfabrikant Grössner, der weit über die Grenzen Lüneburgs bekannt war, den Komplex. Er fügte zum Beispiel im Treppenhaus etliche hölzerne Jugendstilelemente ein. Heute findet man in diesem Haus ein Spielwarengeschäft. 

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Neue Sülze 26
Neue Sülze 26

Großbürgerhaus von 1706 mit den Wappen der Familien Laffert, Witzendorff und von Dassel.