Das "Tor zur Unterwelt" in der Frommestraße wurde 1898 als "normale" Gartenpforte errichtet. Es ist zum Sinnbild des Senkungsgebietes geworden, denn es hat sich seit seinem Bau um mehr als 2 Meter abgesenkt. Die Eisenflügel haben sich fast einen ganzen Meter horizontal übereinander geschoben, ein Pfeiler ist stark nach vorne geneigt und bei den letzten Abrissarbeiten in der Nähe umgestürzt. Er wurde wieder aufgestellt, muss jetzt aber abgestützt werden.
Seit im frühen 10. Jahrhundert die Lüneburger Salzquelle durch einen Zufall wieder entdeckt wurde, begannen die Menschen, diese zu nutzen. Während die Salzstöcke andernorts mehrere hundert Meter unter der Erdoberfläche lagen brauchten die Lüneburger nur etwa 40 Meter tief zu graben. Der fast kreisrunde Salzstock um den Kalkberg herum ermöglichte einen Abbau mit sehr einfachen Mitteln. Es wurde ein einträgliches Geschäft, der Handel blühte.
War die Fördermenge jahrhundertelang eher überschaubar stieg sie mit zunehmender Technisierung rapide an. Aufzeichnungen belegen für 1850 eine Fördermenge von 12.000 Tonnen, um 1900 waren es 30.000 Tonnen, später noch mehr. Dieser massive Abbau, eindringendes Regenwasser und natürliche Gipseinlagerungen sorgten dafür, dass die Erde unter der Altstadt in Bewegung geriet. Es kam zu Absenkungen, zu horizontalen Verschiebungen und Aufquellen der Gipsanteile, was zu Anhebungen führte. Häuser wurden instabil, stürzten ein oder mussten abgerissen werden, darunter auch die Lambertikirche.
Seit 1830 hat sich die Oberfläche der westlichen Altstadt um mehrere Meter gesenkt. Wenn man vom Ende der Grapengießerstraße Richtung Altstadt schaut, sieht man das Ausmaß der Absenkung deutlich. Hier befindet sich die Abbruchkante des Salzstockes. Diese Bewegungen machen den Bewohnern bis heute Probleme: der Kalkberg wächst jährlich um 2-3 mm und besonders an der Abbruchkante kommen immer wieder Häuser zu Schaden.
Seit Ende des zweiten Weltkrieges wurden etwa 300 Messpunkte eingerichtet um die Bewegungen dokumentieren zu können. Demnach senkt sich die Erde jährlich um einige Zentimeter, in Ausnahmejahren allerdings auch bis 25 cm.
In den 70er Jahren war hauptsächlich die westliche Altstadt betroffen. Von der Grapengießerstraße kommend sieht man deutlich eine tiefe Mulde, die sich bis zum Lambertiplatz fortsetzt. Die Michaeliskirche weist ebenfalls massive Spuren der Senkung auf.
Seit Beginn des zweiten Jahrtausends ist besonders die nordöstliche Abbruchkante betroffen (Ochtmisser Kirchsteig, Frommestraße). 2012 wurden in der Frommestraße zwei schwer beschädigte Gebäude abgerissen, die Straße ist schon länger gesperrt, weil der Belag aufgeplatzt ist. Man kann förmlich zusehen wie der Boden absackt. Auch die anschließende Bastianstraße neigt sich auf der Linken Seite schon.