Ab dem frühen 13. Jahrhundert hatte das Rathaus eine Marktfassade, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert wurde. Die ursprüngliche Fassade war im gotischen Stil mit fünf Türmen gebaut bis ein Unwetter 1703 Teile des ohnehin maroden Bauwerks zum Einsturz brachte. Der Rat beschloss die Erneuerung der Ostfassade des Rathauses zur Marktseite hin. Ab 1704 wurde eine üppige Barockfassade mit einem Glockenturm errichtet. 1720 wurde sie fertiggestellt und erfreut uns noch heute.
Ebenerdig erstreckt sich eine eindrucksvolle Säulenkollonade über die ganze Breite der Marktfassade, in deren Mitte sich seit Urzeiten der Eingang zum Ratskeller aus der Zeit von 1240 befindet. Ein großer Gewölbekeller auf Säulen mit mehreren Nischen und Räumen wird schon in dem Roman "Der Sülfmeister" als Schankwirtschaft für gemütliches Beisammensein beschrieben.
Am linken Ende befand sich früher die Stadtwaage, von der nichts mehr erhalten ist. Heute befindet sich dort die Toutistinformation.
Rechts schließt der Säulengang mit dem Niedergericht ab, ursprünglich ein eigenständiges Gebäude. Hier verhandelte man kleinere Vergehen und Streitereien. Direkt davor auf dem Marktplatz stand der Kak, der Schandpfahl.
Die oberen Etagen werden von einer imposanten Fassade mit üppigen Verziehrungen geschmückt. Zahlreiche Figuren, darunter Justitia, stehen in den Nischen und auf Säulen.
Die Figuren der Rathausfassade beziehen sich auf die Rechtsprechung. Sie mahnen die Richter, ein angemessenes Urteil zu sprechen.
Eine Uhr am Turm der Marktfassade wurde erstmals 1379 erwähnt. 1385 bekam der Turm eine große Glocke, die den Menschen Arbeitsbeginn und Feierabend kund tat. 1526 kam eine kleinere Glocke hinzu. Diese hat die Inschrift: "Salvator mundi misere nobis" (Erlöser der Welt, erbarme dich unser).
1942 kam die Order der Naziregierung zum Abtransport der beiden Glocken zum Einschmelzen. Die Lüneburger waren dagegen und irgendwie hat das Geläut die Stadt nie verlassen.
Erst 1956, im Jahr der 1000 Jahrfeier, wurden die Glocken aus dem Turm genommen und ein Glockenspiel aus Meißener Porzellan wurde stattdessen aufgehängt. Es besteht aus 41 verschiedenen Glocken und spielt Melodien des Lüneburger Komponisten Johann Abraham Peter Schulz (z.B. Der Mond ist aufgegangen).
Die große Glocke kam ins Museum, die kleine auf den Bauhof. Dort stand sie einige Jahre bis sie 1961 im Turm der Kapelle auf dem Zentralfriedhof aufgehängt wurde, möglicherweise ungeachtet ihrer Herkunft und ihres hohen Alters, denn erst 2012 wurde sie dort mit Erstaunen wiederentdeckt.