Eine kleine Gruppe wohlhabender frommer Frauen unter der Leitung von Hildeswidis von Markboldestorp hielten diesen Ort am Rande von Lüneburg für geeignet sich hier nieder zu lassen. Mit Erlaubnis des Bischofs und Heinrich dem Löwen gründeten sie 1172 das Kloster Lüne. In der Gründungsurkunde ist kein Bekenntnis zu irgend einem religiösen Orden vermerkt. Die Klosterfrauen orientierten sich an den Regeln des schon lange in der Stadt (am Kalkberg) ansässigen Benediktinerklosters für Männer. Erst nach hundert Jahren (1272) wurde das Frauenkloster als Benediktinerinnenkloster beschrieben, die offizielle vollständige Annahme der Benediktinerregeln ist erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts urkundlich belegt.
Von diesem ersten Klostergebäude ist nichts mehr zu sehen, denn 1372 vernichtete ein Feuer das gesamte Kloster.
Um den Brand und den 1380 begonnenen Wiederaufbau in unmittelbarer Nähe rankt sich eine Sage.
Das neue Kloster wurde in der damals in Norddeutschland sehr beliebten Backsteingotik errichtet und in den folgenden Jahrhunderten um etliche Gebäude erweitert. Das ganze Ensemble ist bis heute erhalten und auch von der Innenausstattung ist noch viel zu sehen.
Mit der Reformation im 16. Jahrhundert (1530 schloss sich Lüneburg der Reformation an) wurde das katholische Kloster aufgelöst und der neue evangelische Glaube angeordnet. Allerdings dauerte es mehr als 30 Jahre, bis dies im Kloster Lüne endgültig umgesetzt war. 1711 erfolgte auf Veranlassung des Herzogs Georg-Ludwig die Umwandlung des Klosters in ein evangelisches Damenstift, dessen primäres Ziel die Versorgung unverheirateter Töchter des Lüneburger Landadels war.
Das Kloster Lüne war zu allen Zeiten bewohnt und ist es auch heute noch. Darum kann es im Inneren nur im Rahmen einer Führung mit einer der Stiftsdamen besichtigt werden.
Die Brunnenhalle betritt man durch den hofseitigen Eingang. Hier steht der gotische Brunnen, der sogenannte Handstein, das Wahrzeichen des Klosters. Er plätschert ununterbrochen seit über 600 Jahren und ergießt sein Wasser in die große bronzene Schale.
Von der Halle aus gelangt man in den Kreuzgang und eine Treppe ins Obergeschoss.
Der Kreuzgang besteht aus vier gewölbten Flügeln die den Remter, die Brunnenhalle, die Kirche, die Barbarakapelle und den Kapitelsaal miteinander verbinden. Gleichzeitig umschließen sie den Friedhof, der ausschließlich für die Bewohnerinnen von Kloster Lüne bestimmt war und ist.
Alle Fenster des Kreuzganges waren ursprünglich kunstvoll bemalt und blieben erhalten bis 1946. Damals sprengten die britischen Besatzer in der Nähe eine Eisenbahnbrücke. Durch die heftige Detonation zersprangen die meisten Fenster und viele Dachziegel. Die wenigen erhaltenen Fragmente hat man bei der Reparatur sinnvoll zusammengefasst.
Der Sommerremter hat eine große Fensterfront nach Süden und wurde in den Sommermonaten ausreichend durch die Sonne aufgeheizt. Alle Aktivitäten wurden deshalb hierher verlegt.
Die jetzige Bemalung stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Raum wurde vor Kurzem restauriert und hat eine Heizung bekommen. Er wird heutzutage für öffentliche Veranstaltungen genutzt.
Im Kapitelsaal versammelten sich die Bewohnerinnen des Klosters, um die tägliche geistliche Lesung oder Ansprache der Äbtissin anzuhören und Angelegenheiten der Gemeinschaft zu beraten. Wichtige Entscheidungen wie z.B. die Wahl einer neuen Äbtissin und die Aufnahme von Novizinnen fanden im Kapitelsaal statt. Auch die Schlichtung von Streitigkeiten und die Einteilung der klösterlichen Arbeiten fand hier statt. Die Äbtissin stand den Versammlungen vor und saß dabei auf ihrem Äbtissinnenthron. An den Wänden hängen heute noch die Gemälde der ehemaligen Äbtissinnen.
Der Winterremter (Refektorium) war der einzige beheizbare Raum des Klosters. Hier nahmen die Nonnen die gemeinsamen Mahlzeiten ein, arbeiteten an ihren Handarbeiten und Schriften oder lauschten einer Vorleserin. Zu Zeiten der Benediktinerinnen war die Längswand gegenüber der Fensterfront mit Bildern von Heiligen Männern und Frauen ganzflächig bemalt. Als das Kloster evangelisch wurde und der Remter nicht mehr als solcher genutzt wurde, verdeckte man die katholischen Heiligen mit einer schlichten Putzschicht. An der ganzen Längswand baute man große Vorratsschränke mit Holzregalen ein.
Inzwischen ist der Schrank leer und begehbar.
Ein Teil der Malereien wurde wieder freigelegt, der Rest ist leider zerstört.
Das Dormitorium befindet sich in der Etage über dem Kreuzgang. Hier hatte jede Benediktinerin eine kleine kärgliche Kammer wo sie ihre wenigen Habseligkeiten aufbewahrte und sich des nachts zum Schlafen legte. Als das Kloster zum Stift wurde, hatte jede Bewohnerin mehrere Räume, die sie nach Belieben einrichten und dekorieren konnte. Besonders beliebt waren hierbei feine Bildteppiche für die Wände. Etliche sind noch erhalten.
Das Gästehaus ist ein repräsentativer Bau in schlichtem Barock. Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts der welfische König Georg II. August von Großbritannien das Kloster Lüne besuchte, musste er mit seinem Gefolge im Stadthaus des Klosters untergebracht werden, weil das klösterliche Gästehaus zu klein und zu schäbig war. In der Folge wurde sogleich ein standesgemäßes neues Haus auf dem Gelände des Klosters gebaut.
Umgeben von verschiedenen Klostergebäuden in einer geschützten Ecke befindet sich seit jeher der Kräutergarten. Er war früher ein Teil des klösterlichen Küchengartens, aber auch wichtige Heilpflanzen wurden hier kultiviert. Er dient bis heute dem Anbau von Heil- und Gewürzkräutern. Eine kleine Wasserrinne plätschert idyllisch diagonal durch die Anlage.
Die Kirche, eine gotische Hallenkirche, wurde 1410 geweiht. Sie war immer eine öffentliche Kirche. Die Nonnen nahmen sichtgeschützt im hinteren erhöhten Teil des Kirchenraumes, dem Nonnenchor, an den Gottesdiensten teil. Da an dieser Stelle üblicherweise die Orgel installiert wäre, musste die wunderschöne Barockorgel aus dem Jahr 1645 im vorderen Teil der Kirche dicht neben dem Altar eingebaut werden. Sie ist noch original erhalten und bespielbar. Ebenso gut erhalten ist die Kanzel (1608) und der Hochaltar, beides kunstvoll verziert.
Die Barbarakapelle lehnt sich dicht an die Außenwand der großen Kirche. Der einjochige Saalbau entstand zum Ende des 14. Jahrhunderts. Während der Amtszeit der Domina Dorothea von Meding wurde auf deren Initiative 1587 eine Gruft unter der Kapelle angelegt. Hierin fanden von 1634 bis 1838 die Vorsteherinnen des Kloster Lüne ihre letzte Ruhestätte. Die ältesten Särge sind bemalt, die jüngeren mit Metallbeschlägen verziert. Im Zuge der Baumaßnahmen ließ die Domina auch die Kapelle kunstvoll ausmalen.
Weder die Kapelle noch die Gruft sind für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Probstei gehört nicht zum eigentlichen Kloster, steht aber unmittelbar neben der Kirche und ist untrennbar mit dem Kloster verbunden. Der Probst hatte hier seine Wohn- und Amtsräume. Er war ein sehr wichtiger Mann, der die Belange des Klosters außerhalb desselben regelte - eine Verbindungsperson zur Außenwelt.
Klosterführungen:
Dienstag – Samstag 10.30 Uhr + 14.30 Uhr + 15.30 Uhr
Sonn- & Feiertage 11.30 Uhr + 14.30 Uhr + 15.30 Uhr
Außengelände:
täglich 10.00 - 18.00 Uhr
Museum:
Dienstag – Samstag 10.30 – 12.30 Uhr + 14.30 – 17.00 Uhr
Sonn- & Feiertage 11.30 – 13.00 Uhr + 14.30 – 17.00 Uhr
Gottesdienst-Termine hier